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Ägypten fängt den Wind ein

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Der Küstenstreifen entlang des Roten Meers ist flach und karg. Ein kräftiger Wind weht gleichmäßig und ohne Turbulenzen über ihn hinweg, mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von zehn Metern pro Sekunde. Das entspricht auf der Beaufort-Skala knapp der Windstärke 6.

Der Zafarana-Windpark

Damit ist der Küstenstreifen eines der weltweit am besten geeigneten Gebiete, um Windkraft zu erzeugen. Studien zufolge beläuft sich das Windenergiepotential auf bis zu 20.000 MW. Doch noch hat diese alternative Energiequelle eine untergeordnete Bedeutung für die Stromerzeugung in Ägypten. Das soll sich – auch mit deutscher Unterstützung – weiter ändern.

Ein Teil des Zafarana-Windparks, direkt hinter der Küstenstraße am roten Meer
Windräder in einem Windpark bei Sonnenaufgang, im Oktober 2011, Ägypten© WZ - Deutsche Botschaft

Bereits seit 1986 verfolgt Ägypten das Ziel, mehr Strom aus erneuerbaren Energiequellen zu generieren. Damals wurde mit der „New and Renewable Energy Authority“ (NREA) eine eigene Behörde für Erneuerbare Energien geschaffen. Angesichts des großen Potentials dieser Energieform und des riesigen Energiebedarfs hat die ägyptische Regierung sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis zum Jahr 2020 sollen 20 Prozent des erzeugten Stroms aus Erneuerbaren Energien stammen, ein Großteil davon aus Windkraft. Als langjähriger Partner unterstützt Deutschland die NREA dabei, dieses Ziel zu erreichen.

Der bisher größte Windpark befindet sich in Zafarana, rund 120 km südlich von Suez. Bereits seit 1999 drehen sich hier mit Unterstützung der deutschen Entwicklungszusammenarbeit die Windräder. Die auf mehrere Einzelwindparks verteilten, insgesamt rund 700 Turbinen haben eine Gesamtkapazität von 550 MW. Rein rechnerisch kann damit der Energiebedarf von einer Million Ägyptern gedeckt werden. Vier der acht Einzelwindparks wurden mit deutschen Mitteln finanziert.

Auf die lokalen Gegebenheiten ist man bei der Planung besonders eingegangen. Die Küstenregion am Roten Meer gilt als eine der Hauptrouten für Zugvögel, die vor allem im Frühjahr und Herbst über Ägypten ziehen. Zu deren Schutz beschränken sich Windkraftprojekte auf nicht-kritische Gebiete der Küstenregion.

Auch bei neuen Projekten denkt die deutsche Entwicklungszusammenarbeit das Thema Vogelschutz von Anfang an mit: In einigen Bereichen sollen spezielle Monitoring- und Schutzmaßnahmen helfen, die Zugvögel nicht unnötig zu gefährden. So auch rund 200 Kilometer südlich von Zafarana am Golf von El-Zayt. Hier entsteht einer der größten Einzelwindparks auf dem afrikanischen Kontinent. Die 200-MW-Anlage, bestehend aus 100 Windturbinen, soll Anfang 2015 vollständig in Betrieb genommen werden und dann jährlich bis zu 800 GWh Strom liefern.


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